als Zahnärztin und Chirurg in Tansania

#1 von carlos , 09.03.2018 19:12

Irina und Wolfgang Fettien leisten im (Un-)Ruhestand Aufbauhilfe als Zahnärztin und Chirurg in Tansania
Ein Zahnarztstuhl für Afrika – mehr noch. Die gesamte Inneneinrichtung ihrer Zahnarztpraxis will Irina Fettien (63) mit ihrem Mann, Wolfgang Fettien (66), nach Tansania bringen. Derzeit sitzen beide auf Kisten, um das gesamte dentale Inventar, und was sie sonst noch an medizinischen Gerätschaften zusammengetragen haben, zu verstauen und zu verschiffen.

Bis 22. März muss alles verpackt sein. Dann geht die Zahnarztpraxis von Waltershausen gen Afrika mit Zwischenstopp, bis alle Formalitäten erledigt sind. Spätestens im Sommer soll die Hilfssendung im Bashanet-Hospital in Babati, im Norden Tansanias, ankommen. Fettiens wollen sie dann an Ort und Stelle aufbauen und einen Zahnarzt einarbeiten. Eine Region mit etwa 75 000 Menschen wäre dann zahnärztlich versorgt.

Dieser Zahnarztstuhl und alle anderen Gerätschaften der Praxis sollen verpackt und per Container verschifft werden. Foto: Wolfgang Fettien Dieser Zahnarztstuhl und alle anderen Gerätschaften der Praxis sollen verpackt und per Container verschifft werden. Foto: Wolfgang Fettien

Für das Ehepaar stellt die Hilfsaktion einen logischen Schritt dar. Ihr Berufsleben lang haben beide Menschen behandelt, operiert und geheilt. Am 1. März ist Irina Fettien in den Ruhestand gegangen. Ehemann Wolfgang, langjähriger Chirurg im Krankenhaus Friedrichroda, ist vergangenes Jahr aus dem Berufsleben ausgeschieden.

Das ist wie Lambarene ohne Geld

Die Arbeit als Zahnärztin sei ihr in den letzten Jahren durch ständig neue Auflagen verleidet worden, sagt Irina Fettien. Als es jetzt hieß, ein neues Computerprogramm zu installieren, um sich mit den Kollegen digital zu vernetzen, habe sie sich gesagt: „Ich höre auf.“ Doch was soll aus der Praxis werden, die sie nach der Wende, 1991, in Waltershausen aufgebaut hat? Einen Nachfolger habe sie nicht gefunden. Die Zahnarztdichte in Waltershausen ist hoch. Zehn Kollegen praktizieren am Fuße des Tennebergs. So eine Dichte in einer Kleinstadt ist ungewöhnlich.

Stoßgebete vor jeder Behandlung: Zähneziehen wie in Vorzeiten auf einem Jahrmarkt. Foto: Wolfgang Fettien Stoßgebete vor jeder Behandlung: Zähneziehen wie in Vorzeiten auf einem Jahrmarkt. Foto: Wolfgang Fettien

Das stellt sich in Afrika ganz anders dar. Dort herrscht Mangel. Fettiens wissen das aus eigenem Erleben. Ein Artikel des SES Bonn hatte sie darauf aufmerksam gemacht. Der Senior Experten Service (SES), eine Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fachkräfte im Ruhestand, will Ländern in der dritten, vierten Welt helfen, sich im Fachwissen zu verbessern.

Kaum hatte sich Wolfgang Fettien beim SES gemeldet, erhielt er die erste Anfrage, ob er nicht in China Aufbauarbeit leisten wolle. Nach anfänglichem Sträuben praktizierte er drei Wochen in Dongguan, einer Sechs-Millionen-Metropole an der Küste. Bei seiner Rückkehr teilte er dem SES mit, dass er Afrika bevorzuge. Der Keim dafür war 1988 während eines einjährigen Aufenthalts in Algerien gelegt worden. Die Bonner teilten daraufhin mit, im Bashanet-Hospital, in Tansania, werde ein Chirurg gebraucht. Fettiens fragten nach, ob dort auch ein Dentist benötigt würde.

Was für eine Frage!

Im Sommer vorigen Jahres reisten die beiden nach Tansania und praktizierten unter „mini-minimalsten“ Bedingungen, beschreibt Irina Fettin die Gegebenheiten dort. Ein Plastikstuhl, sechs Zangen, ein Hebel standen ihr zur Verfügung. Zahnbehandlungen gerieten zu Schauvorführungen wie auf einem mittelalterlichen Jahrmarkt. „Ich hatte bei den Behandlungen reichlich Zuschauer.“ Einer musste eine Taschenlampe halten, um den Rachenraum des Patienten auszuleuchten.

Chirurgische Eingriffe waren ein Wagnis. „Ich habe Stoßgebete gen Himmel geschickt: Hoffentlich bricht kein Zahn. Es gab ja nichts, um operativ die Restwurzel entfernen zu können“, berichtet sie. Immerhin habe es Betäubungsmittel gegeben und Spritzen mit riesigen Nadeln. Ähnlich dünn sei die Ausstattung des OP-Saals. Wolfgang Fettien: „Selbst eine Blinddarm-Entfernung gerät zum Abenteuer.“ Es fehle an Instrumenten, OP-Leuchten. . .

Fettiens Fazit: „Das ist Lambarene ohne Geld.“ Während Albert Schweitzer für sein Urwaldhospital Spenden aus aller Welt erhalten hatte, fehlen in Bashanet sogar Decken für die Patienten. Und die Nächte im afrikanischen Hochland sind kalt. Angesichts dieses Mangels sagten sich beide: „Wir richten im Hospital eine Zahnarztpraxis ein.“ – Nun sind Fettiens dabei, einen Container mit medizinischen und dentalen Hilfsgütern zusammenzustellen, Geld für den Transport zu sammeln.

Das SRH-Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda stellt Kleidung, Desinfektionsmaterial und Instrumente zur Verfügung; das St.-Georg-Klinikum Eisenach mehrere Kisten an chirurgischem Instrumentarium und eine Operationslampe. Heidrun Henniges aus Waltershausen steuert zahnärztliche Desinfektionsmittel bei, Karin Kornhaaß eine Lampe für einen Zahnarztstuhl, Bernhard Neubauer einarmige Seifen- und Desinfektionsspender.

Zu ihren Kollegen pflegen Fettiens derzeit zu sagen: „Was ihr auch übrig habt, in Afrika wird es gebraucht.“
Anfragen: Tel. (03622) 6 00 34

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RE: als Zahnärztin und Chirurg in Tansania

#2 von carlos , 09.03.2018 19:12

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