Die Zahnärztin und ihr Mann investieren viel Zeit und Geld, um junge Inder zahnmedizinisch zu versorgen. Für sie ist das eine Herzensangelegenheit.
Stollhamm Indien ist laut, hektisch, arm. Auf der andere Seite sind da die prächtigen Farben, die große Herzlichkeit der Menschen, das köstliche Essen. „Entweder man liebt das Land oder man hasst es“, sagt Dagmar Strauß. Die Stollhammer Zahnärztin und ihr Mann Ingolf haben sich längst für Lieben entschieden. Deshalb fliegen sie auch seit vielen Jahren regelmäßig nach Indien. Allerdings sind das keine Urlaubsreisen.
2003 besuchten Dagmar und Ingolf Strauß erstmals Indien. Sie sahen dort so viel Not und Elend, dass sie mit dem dringenden Wunsch nach Hause zurückkehrten, etwas zu tun, zu helfen. 2007 hatten die Stollhammer ihren ersten Auslandseinsatz – allerdings nicht in Indien. Über die Organisation Zahnärzte ohne Grenzen arbeiteten sie in einer Urwaldklinik in 1800 Metern Höhe in Nepal.
Erst dann folgte Indien. Seit 2008 sind Dagmar und Ingolf Strauß jedes Jahr für knapp drei Wochen auf dem Subkontinent. Mehr als die Hälfte dieser Zeit nutzen sie, um Kinderdörfer zu besuchen und die jungen Bewohner zahnärztlich zu versorgen.
Einen Vortrag
über ihr Engagement in Indien halten Dagmar und Ingolf Strauß am Mittwoch, 21. Februar, auf Einladung der Butjadingen Grünen im Kachelstübchen an der Strandallee in Burhave. ab 19.30 Uhr sind dazu alle interessierten Gäste willkommen; der Eintritt ist frei. Dagmar und Ingolf Strauß werden auch zahlreiche Bilder aus Indien zeigen.
Die Stollhammer berichten von Gegenden, in denen die Menschen sechs Stunden mit dem Bus zur nächstgelegenen Klinik fahren müssen, wenn sie Zahnschmerzen haben. Im vergangenen Jahr waren sie unter anderem in Serapattu im Südosten Indiens. Dort hat es seit über zehn Jahren nicht mehr geregnet. Entsprechend groß ist der Wassermangel. Für die Butjadinger glich es einem Kulturschock, als man ihnen für ihren gesamten Aufenthalt zwei Eimer Wasser hinstellte. Solche Erlebnisse bringen einen auf den Boden der Tatsache, sie erden, machen den Blick frei für das, was wirklich wichtig ist, sagen die Butjadinger.
Im August vergangenen Jahres haben Dagmar Strauß und ihr Mann, der daheim in Stollhamm als Praxis-Manager tätig ist, vier Kinderdörfer angesteuert und dort mehr als 600 Kinder zahnärztlich versorgt. Unzählige kariöse Zähne mussten gefüllt, viele gezogen werden. Dafür steht keine moderne Praxis zur Verfügung. Dagmar Strauß, die die Behandlungen gemeinsam mit einer indischen Kollegin vornimmt, nutzt eine kleine mobile Behandlungseinheit, die die wichtigsten Geräte enthält. In Ermangelung eines Zahnarztstuhls werden zwei Plastikhocker übereinander gestellt. Ingolf Strauß oder eine Helferin halten dabei den Kopf des jeweiligen Patienten.
Indes bringen Dagmar und Ingolf Strauß nicht nur zahnmedizinische Hilfe in Gegenden, in denen diese Hilfe bitter nötig ist. Sie bringen auch kleine Stofftiere mit, Luftballons, Schokolade, Strickmützen und andere Geschenke.
Die Mützen strickt der Bastelclub von Dagmar Strauß’ Mutter. Alles andere finanzieren die Stollhammer aus der eigenen Tasche. Zu Geburtstagen wünschen sie sich keine Sachgeschenke, sondern lieber Geld, das dann für die Arbeit in Indien bestimmt ist.
Ein wichtiger Partner bei ihrer Arbeit in Indien ist den Butjadingern das Kinderhilfswerk des Christlichen Missionsdienstes. Zum Beispiel hilft die Organisation, wenn es vor oder während einer Reise Schwierigkeiten mit den indischen Behörden gibt.
Das geschieht häufig, denn Indien ist ein kompliziertes Land. Erklären lässt es sich genau so wenig wie der Wunsch des Ehepaares Strauß, in diesem Land zu helfen. „Das ist wie ein Virus“, sagt Dagmar Strauß, „es lässt einen einfach nicht mehr los“.