Zahnarzt Mathias Rasch aus Münstertal hat sich erneut auf eine spannende Reise begeben: Der 66-Jährige hat beim Aufbau einer zahnärztlichen Privatpraxis in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator mitgeholfen. Der BZ hat er von seinem interessanten Einsatz berichtet.
Mathias Rasch, der eine Zahnarztpraxis in Neuenburg betreibt, war nicht zum ersten Mal in der Mongolei. Bereits 2011 tat er im Auftrag der Organisation "Zahnärzte ohne Grenzen" einige Wochen zahnmedizinischen Dienst in einer kleinen Provinzstadt unweit der Landeshauptstadt Ulan-Bator. Zwischenzeitlich war er in ähnlicher Mission im Dienste des Senior Experten Service (SES) bereits viermal in China und einmal auf Madagaskar.
Kürzlich kehrte Rasch nun von seinem siebten mehrwöchigen Projektaufenthalt aus Millionen-Stadt Ulan-Bator zurück. Anstelle von konkreten Zahnbehandlungen an großen Unikliniken in chinesischen Millionen-Metropolen wie in den vergangenen Jahren, hatte SES ihn um einen Einsatz bei einer im Entstehen befindlichen zahnärztlichen Privatpraxis in Ulan-Bator gebeten.
Nach dem Flug nach Seoul/Korea und einem dreistündigen Weiterflug über die Wüste Gobi in die mongolische Hauptstadt traf Mathias Rasch dort überraschenderweise auf eine junge Kollegin, die ihn in perfektem Deutsch empfing, wobei selbst Englisch im Landesinneren nicht immer weiterhelfen würde. Des Rätsels Lösung lag schlicht und einfach in der mehrjährigen zahnmedizinischen Ausbildung, welche Onon Disdaabazar an der Charité in Berlin genossen und mit dem deutschen Staatsexamen abgeschlossen hatte. Für den praxiserfahrenen Kollegen aus Deutschland galt es in Zusammenarbeit mit der mongolischen Kollegin, das gesamte medizinische, therapeutische und verwaltungstechnische Knowhow einer Zahnarztpraxis von Grund auf aufzubauen.
Zwar gilt Ulan-Bator mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern (rund jeder Zweite der insgesamt drei Millionen Mongolen lebt in Ulan-Bator) heute als eine moderne Landeshauptstadt mit Hybrid-Autos (schon 30 Prozent) und mit Glasfaseranschluss. Dennoch stößt die Infrastruktur schnell an ihre Grenzen – bei Temperatursprüngen von bis zu 40 Grad im Sommer und bis zu -40 Grad im Winter nicht ganz unverständlich.
Bezüglich der Praxiseinrichtung hieß es planen und nochmals planen, denn so etwas wie ein zahntechnisches Labor gibt es nicht um die Ecke und auch nicht in ganz Ulan-Bator. Die Einkaufsstätte für den Bedarf einer Zahnarztpraxis (inklusive Röntgengerät) liegt mehrere Tausend Kilometer entfernt irgendwo auf einer Messe in einer südchinesischen Metropole, wo in der Regel einmal im Jahr die zahnmedizinischen Vorräte geordert werden, damit der "Doktor über den Winter kommt".
Deutliche Unterschiede zu Europa hat Mathias Rasch im personellen Bereich gefunden. Zahnarzthelferin wird man durch Anlernen in der jeweiligen Praxis, eine Berufsschule in unserem Sinne gibt es nicht. Hinsichtlich der Hygiene liegt die Zahnbehandlung in der Mongolei annähernd auf deutsch-europäischem Niveau. Das gilt indes nur dort, wo eine gewisse Zentralität in dem sehr dünn besiedelten Land gegeben ist. Die drei Millionen Mongolen verteilen sich auf einer Fläche, die mehr als viermal so groß ist wie Deutschland. Dass unter diesen Umständen der mongolische Patient hin und wieder auch auf dem Rücken eines der mehr als drei Millionen Mongolen-Pferde zur städtischen Zahnarztpraxis kommt, ist für europäische Augen zwar gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs der medizinischen Behandlung abträglich, findet auch Mathias Rasch.