Nach einem langen Flug mit neun Stunden Aufenthalt in
Doha-Qatar, landeten wir am 16. April endlich in Phnom
Penh, der Hauptstadt Kambodschas, wo wir die nächsten
Wochen famulieren sollten. Im August 2015 gründete Dr.
Ulf Zuschlag gemeinsam mit seiner kambodschanischen
Frau Sombo Zuschlag eine Zahnklinik in der Angk Portinhean
Pagode in Phnom Penh. In
Zusammenarbeit mit den buddhistischen
Mönchen leiten die beiden
von Hamburg aus eine kleine Klinik,
die bedürftige Kinder kostenfrei
zahnmedizinisch versorgt. Wie
wir in dem letzten Monat jedoch
feststellen konnten, werden dort
allerdings bedürftige Erwachsene
auch nicht abgewiesen und ebenfalls
behandelt.
Nach Abschluss unseres zahnmedizinischen
Studiums im Februar
2016 haben wir drei Zahnärztinnen
uns entschlossen, Dr.
Zuschlags Hilfsorganisation mit
Spenden und unserer Arbeitskraft
einen Monat lang zu unterstützen
und sind somit nach Phnom Penh
gereist.
Einige Wochen vor unserer
Famulatur haben wir rund 50kg
Spendenmaterial per Post in die
Angk Portinhean Pagode in Phnom
Penh geschickt. Jedoch mussten
wir herausfinden, dass das
postalische System Kambodschas
nicht so reibungslos funktioniert,
wie das Deutsche. Nach langer
Nachforschung und mithilfe des
dortigen Zahnarztes kamen zwei
Wochen nach unserer Ankunft
endlich die Spendenpakete in der
Pagode beim Mönchdirektor an.
Zum Glück war die Klinik schon
ohne unsere Spendenmaterialien
noch von den Spenden unserer
freiwilligen Vorgänger relativ gut
ausgestattet und die essentiellen
Dinge waren alle vorhanden.
Angekommen in unserer temporären
neuen Heimat brauchten
wir jedoch einige Zeit um uns zu
akklimatisieren, da wir zur heißesten
Zeit in Kambodscha unsere
Famulatur absolvierten. Es herrschten
über 40 Grad Celsius und die Sonne brannte in der
Hauptstadt vom wolkenlosen Himmel.
Die Behandlung begann jeden Tag von Montag bis Freitag
um 8 Uhr und als wir morgens ankamen, standen immer
schon Patienten vor der Tür, die sehnlichst auf ihre Behandlung
warteten.
Eines der kambodschanischen Nationalgetränke ist der
Zuckerrohrsaft, der direkt mithilfe von zwei Walzen aus den
Zuckerrohrstangen gepresst wird. Dementsprechend kann
man sich auch gut vorstellen wie die Zähne, vor allem die
der Kinder, aussehen. Generell mögen die Kambodschaner
sehr gerne zuckerhaltige Getränke und Speisen aller Art.
Die Hauptmahlzeiten der Khmer, so werden die Einwohner
Kambodschas genannt, sind relativ
gesund: meist Fisch oder Fleisch
mit Gemüse und Reis, oder aber
auch Suppen. Allerdings trinken sie
dazu Soft Drinks, wie Fanta, das
dort in allen Regenbogenfarben
erhältlich ist und nochmal doppelt
so süß schmeckt wie bei uns.
In der Klinik der Pagode arbeiteten
wir mit einer Zahnarzthelferin und
einem Zahnarzt zusammen, die uns
tatkräftig vor allem beim Übersetzen
behilflich waren. Meistens
kamen die Patienten mit einem
schmerzverzerrten Gesichtsausdruck
zu uns und deuteten mit
dem Finger auf den schmerzenden
Zahn und wiederholten mehrmals
das Wort „TSCHU“. Das bedeutet
Schmerzen. Wir versuchten also
daraufhin selber die Patienten
zu fragen wo sie denn „TSCHU“
verspüren, hatten aber noch einige
Probleme mit der Aussprache,
sodass nur circa die Hälfte der
Patienten unsere Frage verstanden
haben. Nach einer Woche konnten
wir uns schon relativ gut mit den
Patienten verständigen: „ha“ für
„Mund öffnen“, „cam“ für „zubeißen“
und natürlich unser Lieblingswort
„tschu“.
Mit den Kindern hatten wir es
etwas leichter, da sie meistens auf
internationale Schulen gingen und
wir somit auf Englisch kommunizieren
konnten.Jedoch war vor allem
die Behandlung der Kinder sehr
schwer für uns, da meist schon die
Milchzähne komplett zerstört und
kariös waren, sodass eigentlich jeder
Milchzahn eine endodontische
Behandlung benötigt hätte. Leider
fehlten uns die Mittel dazu und wir
begnügten uns damit, zumindest
die bleibenden Zähne vor Karies zu
bewahren. Unsere Hauptaufgabe
war somit die Prophylaxe, welche beinhaltete mit Ihnen das
Zähneputzen zu üben und eventuell Fissurenversiegelungen
oder Füllungen an den ersten Molaren durchzuführen.
Danach schenkten wir ihnen Zahnbürsten und Kinderzahnpasten
und ein Spielzeug, beispielsweise ein Stofftier und
ließen sie uns versprechen jeden Tag zwei Mal die Zähne zu
putzen und in einem Jahr zur Kontrolle wiederzukommen.
Meistens holten wir auch die Eltern dazu, um Ihnen die
Wichtigkeit des Zähneputzens zu erklären, und beim Blick
auf ihre Zähne schenkten wir ihnen auch gleich eine Zahnbürste
und übten auch mit ihnen das Putzen.
Bei der Behandlung der erwachsenen Patienten fiel unser
Augenmerk auf den am meisten schmerzenden Zahn, da
die Patienten meist eine Behandlung aller kariösen Zähne
ablehnten. Mit Zahnfüllungen konnten wir oft eine Extraktion
gerade noch verhindern. In manchen Fällen kam der
allererste Zahnarztbesuch in ihrem Leben jedoch einfach zu
spät und der Zahn musste gezogen werden.
In der Mittagszeit wurden wir von den Köchen der Pagode
ausreichend mit kambodschanischen Gerichten versorgt
und wir konnten uns mit den Mönchen und den Einheimischen
austauschen. Unser Mönchdirektor hat sich rührend
um unser Wohlbefinden gesorgt, indem er uns täglich bei
der Arbeit besucht und uns mit Getränken versorgt hat. Die
Hitze, besonders während der Behandlung hat uns doch
mehr zu schaffen gemacht als gedacht, und somit mussten
wir stets darauf achten genügend zu trinken.
An den Wochenenden hatten wir Zeit, uns das restliche
Land anzusehen und so reisten wir erst nach Siem Reap zu
den Tempeln und an den anderen Wochenenden einmal an
den Strand nach Sihanoukville und auf die Insel Koh Rong
Sanloem. Kambodscha ist ein sehr schönes und abwechslungsreiches
Land mit viel Kultur und Geschichte. Wir
haben bei unserem Aufenthalt viel gelernt, tolle Menschen
getroffen und möchten diese Erfahrungen nicht mehr
missen.