Schon lange spielten wir mit dem Gedanken eine Auslandsfamulatur zu machen. Nachdem ein Kommilitone aus dem höheren Semester bei einer ZAD Veranstaltung über seine Famulatur berichtete, war es beschlossene Sache. Es sollte in unseren letzten Semesterferien vor dem Staatsexamen stattfinden.
Ein knappes Jahr früher bemühten wir uns darum einen Famulaturplatz zu erhalten. Es sollte warm und soweit wie möglich weg sein. Nach vielen Emails und zahlreichen Absagen, erhielten wir schließlich eine Zusage von den Salomonen, Gizo Hospital, Western Province. Der Kontakt zu Dr. Freda war sehr höflich und trotz 9 Stunden Zeitverschiebung beantwortete sie unsere Fragen sehr schnell. Nach Erhalt des Bestätigungsschreibens für unseren Famulaturplatz ging es erstmal darum Spenden zu sammeln. Eigentlich nimmt das Anschreiben von Firmen einen Großteil der Planungsphase in Anspruch. Die Zeit die man hier aber investiert, wird mit reichlich Spenden belohnt. Hierzu noch mal ein Herzliches Dankeschön an all die Dentalfirmen, die uns so reichlich mit Spenden unterstützt haben. Vor allem Hu-Friedy, NiTiKahla, 3M, VOCO, J. Bausch, Aesculap, Komet, Nenedent, Hager + Meisinger, Hahnenkratt, DMG, Littmann, Hammacher Dental, M+W Dental, Dentsply und VDW erwiesen sich als sehr großzügig.
Den Flug buchten wir über STA Travel. Ob es das billigste Angebot war wissen wir nicht sicher, jedoch hatten wir nur kurze Transitzeiten an den jeweiligen Flughäfen, was unserer Meinung nach recht gut war. Für die Reiseimpfungen suchten wir das Tropeninstitut auf. Dort wurden wir über mögliche Krankheiten und die dafür vorgesehenen Schutzimpfungen aufgeklärt. Die meisten Krankenkassen übernehmen alle Reiseschutzimpfungen, was schon mal 300-500€ ausmachen kann. Malaria –Prophylaxe, eine gut ausgestattete Reiseapotheke, Sonnencreme, evtl. Sonnenhut, Moskitonetz und ein gut wirkendes Hautschutzmittel sind für die Salomonen obligatorisch.
Da wir 4 Flugziele hatten brauchten wir 2 Tags für unsere Koffer, was selbst das Personal am Check-In Schalter in Frankfurt etwas irritierte, denn dieser hatte so etwas noch nicht erlebt. Für den letzten Flug von Honiara nach Gizo ist laut Airline ein Maximalgewicht des Gepäcks von nur 16 Kg erlaubt. Jedoch nehmen dies die Kontrolleure vor Ort nicht so genau.
Nach knapp 24 Flugstunden erreichten wir endlich unser Ziel: Gizo, Western Province, Solomon Islands. Mit 6.500 Einwohnern ist es der größte Ort von Western Province. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Melanesiern. Die Überfahrt von der separaten Flughafeninsel „Nusatupe“ zur Hauptinsel war etwas schwieriger als gedacht. Am besten ihr wendet euch an das Transferboot des Gizo Hotels. Das bringt euch für 60 SBD (ungefähr 6 €) nach Gizo. Die Hauptstadt der westlichen Provinz hat eigentlich alles zu bieten was man so braucht, von Geldautomaten über kleinere Einkaufsmöglichkeiten und einem Markt ist alles zu finden. Da wir nicht wussten wo genau sich unsere Unterkunft befand, entschieden wir uns ein Taxi zu nehmen, dessen Fahrer uns gleich die Freundlichkeit der Salomonen entgegenbrachte und uns eine Rundfahrt anbot, um uns die wichtigsten Dinge im Ort zu zeigen.
Unsere Unterkunft “Phoebes Resthouse„ hatten wir bereits in Deutschland gebucht. Eine einfache, teilweise etwas heruntergekommene Ausstattung, aber mit allem was man für einen längeren Gastaufenthalt braucht. Wir teilten die Wohnung mit 6 englischen Medizinstudenten die auch im Gizo Hospital ihre Famulatur absolvierten.
Mit möglichen Stromausfällen und Wasserknappheit muss hier immer gerechnet werden. Hier gibt es kein wasseraufbereitendes System, nur Regenwasser, welches in großen Behältern gesammelt und für sämtlichen Bedarf genutzt wird. Die wichtigsten Lebensmittel sind hier Fisch, Kokosnuss, Gemüse, Bananen jeglicher Art und Reis. Guter Fisch gibt es auf dem Markt für europäische Verhältnisse fast geschenkt. Alle anderen Lebensmittel, die für Europäer normal wären, müssen importiert werden und sind somit verhältnismäßig teuer.
Das Krankenhaus ist in einem sehr guten Zustand, da es nach einem Tsunami im Jahr 2007 komplett neu gebaut worden ist. Die Ausstattung im Dental Department war überraschend gut. Es gab 2 Behandlungseinheiten und im Prinzip auch ausreichend Material für vernünftige Behandlungen. Dennoch sind Extraktionen das am häufigsten gewählte Verfahren. Obwohl die Behandlung auf den Salomonen für Staatsbürger nahezu kostenfrei angeboten wird, ist es erstaunlich wie selten die Salomonen zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen. Meist kommen die Patienten viel zu spät und wollen dann auch nur die schmerzenden Zähne behandelt haben. Die Betreuung durch Dr. Freda und Dr. Clement war immer sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Mit den Assistenten kamen wir auch super klar, alle waren sehr nett zu uns. Die Arbeitszeiten waren von Montags bis Freitags von 9 Uhr bis 16.30 Uhr, wobei wir uns die Zeit frei einteilen konnten. Montags, mittwochs und freitags gab es am Nachmittag die Prothetik Sprechstunde, die im eigenen Dentallabor stattfand, in dem wir Abformungen für Voll- und Teilprothesen nahmen.
Die Amtssprache auf den Salomonen ist Englisch, jedoch spricht die Bevölkerung eine Sprache die sich Pidgin nennt, die zwar auf Englisch basiert, aber einige fremde Wörter und grammatikalische Eigenheiten aufweist. Aber dies stellte kein Problem dar und schnell konnten wir uns mit den meist etwas schüchternen Patienten verständigen.
Das Highlight unserer Famulatur waren die Schulbesuche, die als “Tooth-Brushing Day“ von dem Dental Department veranstaltet wurden. Diese beanspruchten eine Woche in der wir zu verschiedenen Schulen in Gizo und Munda gingen. Dort klärten wir die Schüler über Mundhygiene auf, verteilten Zahnbürsten und brachten ihnen die richtige Zahnputztechnik bei.
Desweitern durften wir das Dental Team auf einer einwöchigen Reise rund um Kolombangara, eine Nachbarinsel eine Bootstunde östlich von Ghizo Island, begleiten. Dies brachte uns neben täglichen Behandlungen unter sehr ungewohnten Bedingungen in den Dörfern der Insel, auch den Einheimischen, deren Kultur und Alltag noch näher. Auch hier besuchten wir zahlreiche Schulen und gaben den Kindern eine kleine Lehrstunde über das richtige Zähneputzen. Überall wurden wir mit größter Neugier und Herzlichkeit empfangen.
Unsere Freizeit nutzten wir dazu u.a. die kleine Insel Ghizo zu Fuß zu erkunden oder mit anderen Famulanten an den wunderschönen Sandstränden den Tag zu verbringen. Desweitern machten wir den Tauchschein in der ortsansässigen Tauchschule. Die traumhafte Unterwasserwelt kann man aber auch sehr gut mit Schnorchel an den unzähligen Riffen entdecken. Klares, warmes Wasser laden dazu überall ein. Auch kann man den Tag an einen der beiden Resorts auf den umliegenden Inseln genießen und sich mal bekochen lassen. Außerdem ist das Fischen hier sehr einfach, denn man braucht nichts weiter als eine Angelschnur, einen Haken, Köder und etwas Geduld.
Das Nachtleben gestaltet sich hier etwas eintönig. Es gibt lediglich 3 Bars/Restaurants in denen man tanzen und den Abend mit einem Solomon Brew (Bier) ausklingen lassen kann. Jedoch sollte man sich als fremder nicht bis in die späten Abendstunden dort aufhalten. Denn die Bewohner sind sehr neugierig was Ausländer anbelangt und so kann es manchmal etwas aufdringlich und unbehaglich werden.
Ansonsten können wir nur Gutes über die Salomonen und die Westliche Provinz berichten. Es war einfach unbeschreiblich schön, Land und Leute kennenzulernen. Vor allem das selbstständige Arbeiten mit den verschieden Altersgruppen, ob jung oder alt, war eine bereichernde Erfahrung, sowie die Schulbesuche mit der Aufklärung und den Mundhygiene-Instruktionen. Man ist hier auf den Salomonen, auf einem touristisch kaum besuchten Fleck der Erde, umrundet von unzähligen kleinen Inseln im Pazifischen Ozean, die so vielfältig an Vegetation, Bevölkerungsgruppen, Sprachen und Sitten ist, dass man sprichwörtlich süchtig danach wird.
Wir können uns dem Begrüßungs-Plakat am Gizo Airport nur anschließen:
„Welcome to our Paradise“karim.mamar@gmail.comrv86@gmx.de
Abdel-Karim Mamar und Robert Viereck Tübingen, den 10.10.2014