Anfang September starteten wir unsere fünfwöchige Famulatur in Phnom Penh bei der Cambodia World Family (CWF), nachdem wir uns vorher noch zwei Wochen das Nachbarland Thailand angeschaut hatten.
An unserem ersten Tag in der Klinik lernten wir zunächst unsere stets hilfsbereiten Helferinnen, den Zahnarzt und noch drei andere deutsche Freiwillige kennen, mit denen wir uns in der ersten Woche die vier Einheiten in der Klinik teilten. Dort haben wir uns auch sehr gefreut, dass unser Paket mit den Spenden bereits angekommen war und auch schon rege im Gebrauch war.
Dann hieß es als erstes die neue Dienstkleidung (Kasak und Hose wurden gestellt) anprobieren und dann auch rein ins Vergnügen! Nach einer ersten Runde zuschauen wie die Einheit funktioniert und der Behandlungsablauf war, ging es dann auch sofort selber ans Werk.
Natürlich am Anfang erstmal eine Umstellung, neue Einheit und klar ein ganz anderes Behandeln als es in der deutschen Uni der Fall ist, viel mehr eigene Entscheidungen und Verantwortung und die Anzahl der Patienten ist auch deutlich höher als an einem normalen Unikurstag.
Da wir eigentlich hauptsächlich nur Kinder im Alter von teilweise drei Jahren bis 14 Jahren behandelt haben und diese aus Waisenheimen, Schulen etc. kamen, war nur vormittags Behandlungszeit. Der erste Vormittag ging dann von acht bis zwölf Uhr und war ziemlich schnell vorbei! Dann musste natürlich untereinander erstmal die ganzen neuen Eindrücke vom Vormittag geteilt werden, jeder von uns war begeistert und teilweise auch geschockt von den Gebisszuständen bei den Kindern. Viele der Fälle, die wir dort gesehen haben, werden in Deutschland als Extremfälle bezeichnet, wie zum Beispiel Karies an fast allen Milchzähnen.
Mittags sind wir in der ersten Woche mit den anderen Freiwilligen und zwei Helferinnen in tolle Restaurant gegangen. So haben wir viele leckere Restaurants kennengelernt, die wir während unseres Aufenthaltes auch noch öfters besucht haben.
Die nächsten Tage gingen auch schnell rum und wir arbeiteten uns ein, wurden auch schneller und die Zustände im Mund der Kinder konnten uns nicht mehr so schnell schockieren.
An einem durchschnittlichen Vormittag haben wir zwischen 7 und 14 Kindern behandelt, wobei dort immer nach dem gleichen Prinzip vorgegangen wurde. Zuerst wird behandelt wo es schmerzt, dann wird nach den bleibenden Zähnen geschaut, da sich ja die meisten Patienten mehr oder weniger in der zweiten Wechselgebissphase befanden, und erst dann wurde meistens nach den Milchzähnen geschaut, natürlich abhängig vom Alter. Das war immer wieder auch zum Teil frustrierend, da man natürlich ungern ein Kind am Tag wegschickt, wenn man weiß, dass es eventuell erstmal nicht mehr so schnell wieder kommt (abhängig von der Institution von der es kam) und es aber noch Behandlungsbedarf gibt. Die typischen Aufgaben waren dann konservierender und chirurgischer Natur, es wurden viele Zähne und Wurzelreste gezogen und noch mehr Füllungen und Fissurenversiegelungen gemacht, häufig sogar mit Komposit!
Endos wurden in 5 Wochen nur drei durchgeführt, sogar mit Einsatz von Endometrie. Ein Röntgengerät ist zwar vorhanden, aus Zeitgründen wird dieses aber eigentlich nie benutzt. Generell ist man überrascht, wie viele Materialien und Werkzeuge vorhanden sind. Im Zweifel hilft einfach nachfragen! Meist kennt man zwar nicht den korrekten englischen Namen, aber irgendwie konnte man sich mit den super netten Helferinnen immer verständigt.
Die Arbeit mit den Kindern war wegen der Sprachbarriere manchmal nicht ganz einfach, wobei die Grundbegriffe wie Schmerz, Mund auf, Mund zu nach einigen Tagen gingen, aber natürlich keine normale Kommunikation stattfinden konnte. Unsere netten Helferinnen haben aber ganz fleißig alles für uns übersetzt und mit den Kindern immer super geredet und die Kids waren teilweise auch super kooperativ. Sie kommen zu dir auf den Stuhl und sagen: „So der Zahn tut weh, den ziehst du mir jetzt bitte!“ Und das im Alter von sechs Jahren.
Die Sehenswürdigkeiten in Phnom Penh hatten wir uns dann auf die Nachmittage über die Wochen verteilt, durch die Arbeitszeiten hatten wir da natürlich angenehm viel Zeit zu und die restliche Freizeit kam auch nicht zu kurz. An den Wochenenden haben wir dann die Gelegenheit genutzt das Land näher zu erkunden, Klassiker wie Angkor Wat waren natürlich dabei, in Sihanoukville waren wir auch und besonders zu empfehlen sind die eher ländlicheren und weniger touristischen Stellen wie zum Beispiel Kampot.
Unser Hostel in Phnom Penh lag in der Nähe des Russian Markets. Dieser Markt ist typisch kambodschanisch. Man kann dort Klamotten, Figuren und Bilder aller Art bekommen. Uns allerdings gefiel dieser Markt besonders gut, weil man dort gut und sehr günstig zu Mittag essen konnte. Vor allem das Lok Cha hat uns sehr gut geschmeckt und für 7000 Riel (1,75$) war man danach auch gut gesättigt.
In Phnom Penh kann man natürlich auch viele Dinge besichtigen. Zum Beispiel den Königspalast oder verschiedene Museen. Der Wat Phnom ist die wohl bekannteste Stupa von Phnom Penh und stellt ein Teil der Gründungsgeschichte der Stadt dar. In einer Legende soll eine Frau mit dem Namen Penh einen Koki Baum aus dem Fluss gefischt haben, in dem sich vier Budda Statuen befanden. Ihnen zu ehren baute sie einen Hügel (Phnom) mit einem Tempel. Später wurde dann die Umgebung des Tempels Phnom (Hügel) Penh (Name der Gründerin) benannt. Eines der Museen in Phnom Penh „Tuol Sleng“ stellt mit den „Killing Fields“ einen großen Teil der kambodschanischen Vergangenheit dar. Das „Tuol Sleng“ ist das ehemalige Gefängnis S-21 der roten Khmer, was heute an die dort begangenen Verbrechen erinnert. Wir drei haben uns davor noch nicht mit der kambodschanischen Vergangenheit auseinandergesetzt und waren sehr geschockt was dort in den 70ger Jahren passiert war.
An den Wochenenden haben wir die Zeit genutzt um uns Kambodscha besser anzuschauen. Unser erster Stopp war Siem Reap. Der Weg von Der Hauptstadt nach Siem Reap war sehr speziell. Diese Straße ist die meist befahrenste Straße in ganz Kambodscha und ist nicht ausgebaut. Die ca. 250 km bestehen zur Hälfte aus einem etwas mehr festgefahrenen Feldweg mit Tausenden Schlaglöchern. Wir haben großen Respekt vor unserem Fahrer gehabt, denn der einsetzende Monsun hatte seine Aufgabe auch nicht wirklich einfacher gemacht.
Siem Reap liegt sehr nah an dem Angkor Komplex. Angkor Wat ist der größte Sakralbau der Welt und stellt ein Weltkulturerbe dar. Insgesamt gibt es auf dem ganzen Komplex 40 Tempel. Sehr schön ist es Angkor Wat bei Sonnenaufgang zu besichtigen. Mit einem TukTuk und einem Guide sind wir dann direkt zu Angkor Wat gefahren. Natürlich waren wir dort nicht die Einzigen, aufgrund der schönen Reflektion durch den Teich direkt vor Angkor Wat. Dort sammelte sich der Großteil der Touristen um ihre Bilder zu machen.
Einer der beeindruckenden Tempel dieser Art ist sicher Ta Prohm. Wir haben auch ein schönes Gruppenfoto vor der dem berühmten Baum gemacht, an dem auch Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht wurde. Die Wurzeln des Baumes haben den Tempel soweit durchdrungen, dass ein Tempel nicht mehr betretbar ist, da er einsturzgefährdet ist. Es ist schon sehr beeindruckend wie die Natur sich durch die massiven Steine kämpft und langsam alles zerstört.
Auch haben wir mit dem Fahrrad die Umgebung um Siem Reap angeschaut. Wir hatten das Glück in der Regenzeit dort zu sein, weil so die Reisfelder wunderschön satt grün waren. Zusammen mit dem tollen blauen Himmel und den tiefliegenden Wolken ergibt das ein geniales Gesamtbild. So war alleine schon das Fahrradfahren durch die Reisfelder Entertainment genug. Während der Fahrradtour haben wir auch noch ein paar Dinge über den Reisanbau und die Reisproduktion gelernt, sowie über verschiedene Traditionen der Khmer.
Unser zweites Wochenende ging es in die Hafenstadt Shianoukville. In Shianoukville gibt es viele Buchten, wobei wir uns für den Otres Beach entschieden haben und es sich auch sehr gelohnt hat. An diesem Strand waren sehr wenig Touristen und wir konnten sehr schön entspannen. Auch sind wir zu den Kbal Chhay Wasserfälle gefahren, die ca. 16 km von der Stadt entfernt liegen. Am Wasserfall angekommen haben wir dann mehrere schöne Wasserfälle gesehen und tatsächlich kaum Menschen, geschweige denn andere Touristen, was doch auch sehr angenehm war.
An unserem dritten Wochenende haben wir die Stadt Kampot besucht. Kampot ist ein kleines Städtchen kurz vor dem Meer. Mittelpunkt der Stadt ist der Fluss, der die Stadt teilt und eine besonders schöne Atmosphäre entstehen lässt. Nicht nur der Fluss fließt langsam, sondern auch das Leben in Kampot. Hier hat man echt das Gefühl ein bisschen von den Touristenhotspots und der Hektik der Hauptstadt entfernt zu sein. Kampot ist wirklich sehr entspannt!
Auch ist die Umgebung um Kampot der schön. Zum Beispiel gibt es dort viele Höhlen. In einer Höhle konnte man Tiere in Stein erkennen, die durch das Regenwasser entstanden sind. Elefanten, Schildkröten, Adler, alles da! – Mit etwas Fantasie.
Kampot ist sehr berühmt für den Pfeffer. Deshalb haben wir uns auch eine Pfefferplantage angeschaut, wobei wir auch etwas über den Anbau des Pfeffers gelernt haben. Man sagt auch Kampotpfeffer ist der Champagner unter den Pfeffern und deshalb hat jeder von uns ein kleines Päckchen als Souvenir mit nach Hause genommen. Sehr schön fanden wir auch den Mount Bokor, der 38 km von Kampot entfernt ist. Mit den Rollern war es eine wunderschöne Fahrt bis nach oben. Und die Aussicht von da oben ist einfach nur klasse.
Wir sind uns alle einig, dass unser Wochenende in Kampot das schönste war. Nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem die wunderschöne Landschaft und das Fehlen der Touristenmassen, haben die zu unserem absoluten Highlight gemacht. Wirklich ein Traum!
Letztendlich waren wir auch alle ziemlich erstaunt als es auf einmal nach dieser schönen Zeit Ende September war und die Famulatur damit zu Ende war! Viele Eindrücke aus dem Land haben wir mit nach Deutschland genommen und natürlich auch viele Erfahrungen und Eindrücke im zahnmedizinischen Bereich, die vielleicht nicht jeden Tag in der Uni bereichern werden, aber sicherlich für das spätere Zahnarztleben wertvoll sein werden. Es ist also wirklich jedem zu empfehlen, der darüber nachdenkt!
An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal bei folgenden Firmen für ihre Sachspenden, die mit großer Freude empfangen wurden: Peppler GmbH, Busch, M+W Dental