08.08.2013-14.10.2013
Vorbereitungen
Zu empfehlen ist es, sich rechtzeitig um die Famulatur im Krankenhaus zu kümmern, da man oftmals ca. 3 Monate auf eine Antwort von Natasha Marie (Namarie@health.gov.sc) warten kann. Sie brauch einen Lebenslauf, ein Empfehlungsschreiben der deutschen Universität, sowie ein Motivationsschreiben. Sobald die Bestätigung von ihr zugesendet wurde, ist die restliche Organisation nicht besonders aufwendig, da man weder ein Visum, noch Impfungen braucht.
Vor Beginn der Reise haben wir diverse deutsche Dentalfirmen angeschrieben und um Spenden gebeten. Gerne wurden uns um die 80kg Spendenmaterialien zugeschickt, die unter anderem Füllungsmaterialien, Desinfektionsmaterialen und rotierende, sowie Handinstrumente beinhalteten. Da Emirates uns kein zusätzliches Freigepäck gewähren wollte, haben wir den Ehrenkonsul der Seychellen, der in Frankfurt sitzt, kontaktiert, der jedem von uns 10kg Extragepäck ermöglicht hat, sodass wir immerhin einen Teil des Spendengepäcks mitbringen konnten. Vor Ort am Flughafen in Mahé konnten wir die Kartons beim Zoll deponieren, das Dental Department des Vicotria Hospitals hat sich dann darum gekümmert, die Spenden anzuholen.
Unterkunft
Wir haben bei Rene Durup (Tel : (248) 224773/ 711699, Email: seychambers@gmail.com) direkt nebenan vom Victoria Hospital gewohnt. Ein Doppelzimmer dort kostet einmalig eine Booking fee von 200€, die ersten 20 Nächte kosten pro Person und pro Nacht 15€, ab der 21.Nacht zahlt man dann nur noch 10€ die Nacht. Da wir fast 10 Wochen auf der Insel verbracht haben, war dies die günstigste Variante für uns. Unser klimatisiertes Doppelzimmer war relativ klein, dafür steht ein großes gemeinschaftliches Wohnzimmer mit Flatscreen, diversen DVDs, eine geräumige Küche, Waschmaschine, etc. zur Verfügung. Die Gemeinschaftsräume werden täglich gereinigt, das eigene Zimmer wird auch auf Anfrage mitgeputzt. Das Stadtzentrum von Victoria ist fußläufig in ca. 10-15 Minuten zu erreichen, wo sich einige Supermärkte und Läden befinden. Teilweise waren alles 5 Doppelzimmer bei Rene belegt, sodass wir viele andere nette Mitbewohner hatten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man vom Flughafen abgeholt und wieder hingebracht wird.
Famulatur
Am ersten Tag der Famulatur muss man sich bei Natasha Marie im Blue Roof Building melden. Dort bekommt man alle nötigen Informationen, bezahlt 350€ und wird zu seiner Abteilung geführt, was in unserem Fall die zahnmedizinische Abteilung im Yellow Roof Building war. Mit den Unterlagen, die man von Natasha erhalten hat, holt man sich im Independence House einen Stempel für seinen Reisepass, der bestätigt, dass man auf der Insel arbeitet. Den Stempel im Pass zeigt man dann im ID House vor, mit dem man dann eine Resident card erhält. Ab einer Famulaturzeit von 3 Monaten erhält man eine offizielle ID-Card mit Foto, unter 3 Monaten erhält man einen Zettel mit ID-Nummer, die aber ausreicht, um in Hotels, für Inlandflüge oder Fähren die Einheimischenpreise zahlen zu können.
In der Zahnklinik haben wir uns bei Samantha, der Sekretärin von Dr. Wix Cupidon, dem Leiter aller Zahnkliniken auf Mahé gemeldet. Sie stellte uns Dr.Cupidon vor, der uns herzlich willkommen geheißen hat. Er hat sich sehr über die Spendenmaterialien gefreut. Samantha war für unsere Zeit an der Klinik verantwortlich. Für die ersten 2 Wochen haben wir von ihr einen Studenplan ausgehändigt bekommen, wo genau eingeteilt war, wann wir bei welchem Arzt im Yellow Roof Building zuschauen/assistieren sollten. Die ersten 2 Wochen haben wir also im Yellow roof Building bei Mund-,Kiefer-, und Gesichtschirurgen assistiert, im einzigen zahntechnischen Labor der Insel gearbeitet, sowie im Old Dental Building, einem ziemlich heruntergekommenen Gebäude auf dem Gelände des Victoria Hospitals, wo die Zahnärzte arbeiten, famuliert. Ab der dritten Woche hat Samantha uns dann zu verschiedenen Kliniken der Insel geschickt. So haben wir die Möglichkeit gehabt, vielen Zahnärzten, Dental Therapists, und Dental Hygienists aus verschiedenen Ländern über die Schulter zu gucken. Am liebsten haben wir im English River Hospital gearbeitet, da wir hier selbstständig behandeln durften. Außerdem waren wir im Health Centres in Beau Vallon, Anse Boileau und Baie Lazare. In Baie Lazare befindet sich eine Einrichtung (Verein zur Unterstützung der Zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der 3.Welt e.V.), die von deutschen Zahnärzten, die jeweils 3 Monate dort in der Zahnklinik behandeln, geführt wird. Wobei man dazu sagen muss, dass die Lebensverhältnisse der Leute auf den Seychellen nicht mehr wirklich Verhältnissen in der 3.Welt entsprechen.
Die Ärzteschaft setzt sich aus internationalen Leuten zusammen, die z.B. aus Kuba oder Indien stammen, oder zumindest in Australien, Neuseeland oder Indien studiert haben, da die Seychellen noch keine naturwissenschaftliche Fakultät an der Universität hat.
Wenn wir mal nicht informiert wurden, in welche Klinik wir die kommende Woche gehen sollten, sind wir ins Yellow Roof Building gegangen. Dank eines Mund-,Kiefer-, Gesichtschirurgen aus Indien, durften wir mit ins Ward, der Bettenstation der Klinik. Außerdem nahm er uns mit in den OP, wo wir einer Tumorentfernung aus der Kieferhöhle und einen Kaiserschnitt von Zwillingen gesehen haben.
Gegen Ende unserer Famulatur waren auch die Schulferien auf den Seychellen beendet, sodass wir die Gelegenheit hatten, in einem Caravan mit zahnärztlicher Behandlungseinheit auf einem Schulgelände einer Grundschule und einer weiterführenden Schule zu behandeln.
Die Arbeitszeiten sind für Famulanten von 8-12 Uhr vormittags.
Unterschiede zur deutschen Behandlung ließen sich beispielsweise im Röntgenschutz finden, denn teilweise diente eine Gardine zum Schutz gegen die Röntgenstrahlen für das nebenan gelegene Behandlungszimmer. Außerdem werden Verpackungsmaterialien penibel aufbewahrt da sie noch als Aufbewahrungsboxen Verwendung finden. Behandlungsstühle und Zimmer wurden ähnlich gründlich wie bei uns desinfiziert, ob die Sterilisation der Instrumente nach jedem Patienten stattgefunden haben oder ob diese nur mit Wasser und Seife gereinigt wurden, bin ich mir nicht sicher. Die hygienischen Verhältnisse im Operationssaal waren allerdings nicht so steril wie in Deutschland.
Insgesamt hat mir die Zeit in den verschiedenen Kliniken sehr gut gefallen. Ich konnte viel lernen, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch am Patienten. Viele Ärzte waren bereit dazu, sich Zeit für einen zu nehmen, um Tipps und Erklärungen zu teilen.
Freizeit
Die Seychellen sind vor allem wegen der wunderschönen Strände bekannt. Aber davon abgesehen haben die Seychellen viel zu bieten durch eine atemberaubende Unterwasserwelt, sowie durch eine schöne Berglandschaft, vor allem auf Mahé. Oft haben wir Wandertouren unternommen, wobei es sehr hilfreich war, dass wir einheimische Freunde hatten, die die Wege durch den Regenwald gut kennen, da manche Routen nicht leicht zu finden sind. Zu empfehlen sind die Wanderung nach Anse Major, nach Ros Lepar, nach Anse Capucins, Trois Freres,... Am Strand von Beau Vallon kann man verschiedene Sportangebote nutzen, wie Tauchen (Underwater Center, Beau Vallon), Schnorcheln, Wasserski, Jetski, Wakeboard, etc.
Mittwochs ab 17 Uhr findet immer ein kleiner Markt in Beau Vallon statt, wo man Souvenirs und Leckereien kaufen kann. Da dort allerdings ein Hotel gebaut wird, ist nicht klar, ob es den Markt weiterhin geben wird.
Feiertechnisch ist freitags das Boardwalk zu empfehlen, eine Bar mit Tanzfläche auf Eden Island, was allerdings relativ touristisch ist. Außerdem kann man ins Tequila Boom gehen, wo sowohl Seychelloirs, als auch Touristen feiern gehen. Ein bisschen weiter im Süden, in der Nähe von Anse aux Pins befindet sich das Katiolo, eine Disco mit Außenbereich direkt am Wasser, wo die meisten Gäste Einheimische sind, was sehr interessant für Touristen ist, da der Tanzstil und die Musik doch recht anders ist. Ab ca. 19 Uhr fahren keine Busse mehr und Taxis sind relativ teuer, daher ist das Fortbewegen nach Untergang der Sonne schwierig.
Ein Auto haben wir uns auf Mahé nicht gemietet, da wir genug Zeit hatten, alles mit dem Bus, der egal wie lange die Fahrt ist, immer 5 Rupien (30cent) kostet, zu erkunden. Ein sehr schöner Strand auf Mahé ist Anse Intendance und Baie Lazare im Süden. Von Victoria aus schnell zu erreichen ist Beau Vallon, was auch ein sehr schöner breiter weißer Sandstrand ist. Außerdem trifft man hier meist die anderen Famulanten, die in den Beach Cottages oder in Beau Vallon bei Bryan und Gina gewohnt haben.
Ausflüge auf die Nachbarinseln Praslin und La Digue sind sehr lohnenswert. Mit der Residentcard sind die Tickets für Flüge nach Praslin, bzw. der Fähre nach Praslin günstig. Auf Praslin haben wir im Hotel Britannia gewohnt, was mittlerweile für Residents ca. 36€ pro Nacht kostet, aber der kleine Pool und das Frühstück sind es auch wert. Da die Busse hier stündlich und am Wochenende noch seltener fahren, haben wir uns einen Tag ein Auto gemietet, was 35€/Tag gekostet hat. Wenn man sich mal einen Tag in einem schönen Hotel am Pool gönnen möchte, kann man ins Raffles Hotel gehen und dort am Pool einen bezahlbaren Drink einnehmen und so den Tag am Infinity Pool verbringen. Wenn man den Strand Anse Georgette sehen möchte, muss man sich vorher telefonisch anmelden, da man durch ein Hotel laufen muss und nur eine begrenzte Personenzahl an den Strand darf.
Auf La Digue haben wir bei Miss Jackie gewohnt, eine Frau, die privat (also bitte nicht im Reisebüro nachfragen) ein sehr gepflegtes Doppelzimmer mit großem Bad vermietet, was 200 Rupien die Nacht (14€) und pro Person kostet (Tel.:2577811).
Hier ist das Hauptfortbewegungsmittel das Fahrrad, was Miss Jackie einem bei der Ankunft direkt besorgt hat. Es lassen sich die weltbesten weißen Sandstrände von den Postkarten finden.
Mit Masons Travel habe ich einen Tagestrip nach Moyenne Island gemacht (800 Rupies mit Residentcard). Mit einem großen Katamaran wird man auf die Insel gebracht, zwischendurch steigt man in ein Glasbottomboot um und es gibt ein Mittagsbuffet. Auf der Insel laufen Riesenschildkröten herum und es gibt schöne Strände.
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Weitere Tips
Am besten ist es viel Bargeld mitzunehmen und dort zu tauschen.
Eine Taschenlampe mitnehmen v.a. für La Digue, da es keine Straßenbeleuchtung gibt. Am Flughafen haben wir ein kleines Paket erhalten, wo eine Infobroschüre(„Seygo“) drin war, die alle wichtigen Telefonnummern von Hotels/Tauchcentern/Restaurants,... enthielt. Außerdem war eine Simkarte in dem Paket, auf die bereits 25 Rupien geladen waren. Die Broschüre gibt es auch im Tourism Office. Spenden von deutschen Firmen zu sammeln ist auf jeden Fall sinnvoll, da Materialien, die leer sind, oft wochenlang nicht nachgeliefert werden. Die Chefin aller Dental Therapists hat außerdem erwähnt, dass es sinnvoll wäre, Zahnbürsten bzw. Einmalzahnbürsten mitzubringen, da das wohl in der Klinik Mangelware ist.
Sollte das Internet sehr langsam sein und es ist so gut wie unmöglich zu skypen, kann man sich in die Lobby des Fisherman’s Cove Hotel in Beau Vallon setzen, wo es kostenloses schnelles WLAN gibt.
Außerdem ist zu empfehlen, einen englischen Adapter und ein gutes altes Nokia für die seychelloir-SIM-Karte mitzunehmen.
Abschließend ist zu sagen, dass ich wirklich eine unvergessliche Zeit hatte und dass ich mir keinen besseren Ort vorstellen kann, um Arbeit und Freizeit so zu kombinieren wie auf den Seychellen. Eine Famulatur in der Zahnklinik in Victoria ist jedem, der die Möglichkeit dazu hat, ans Herz zu legen.
Friederike Wendisch