Noch immer sind die gesamten Ausmaße des schweren Erdbebens in Nepal nicht absehbar. Die Rettungs- und Hilfsaktionen vor Ort kommen nur schleppend voran. Inzwischen sind einige deutsche Teams eingetroffen - darunter auch Ärzte.
KATHMANDU. Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal kommen die Rettungs- und Hilfsaktionen vor Ort nur schleppend voran.
International tätige Hilfsorganisationen wie I.S.A.R. Germany und humedica haben unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe Einsatzteams mit Spezialtechnik in das Katastrophengebiet entsendet, doch aufgrund des zeitweilig gesperrten Flughafens in Kathmandu und der zerstörten Infrastruktur gelangen nicht alle Helfer an ihre Einsatzorte.
Nach jüngsten Angaben des Innenministeriums sind bei dem Beben, das mit einer Stärke von 7,8 als das schwerste Erdbeben in Nepal seit 80 Jahren gilt, mehre tausend Menschen gestorben und 8000 verletzt worden. Da viele Regionen schwer zugänglich sind, rechnen die Behörden mit vielen weiteren Toten.
Große Angst vor Nachbeben
Die meisten Menschen in Kathmandu harren aus Angst vor weiteren Nachbeben im Freien aus. Fast überall ist der Strom ausgefallen. Vielerorts spitzt sich die Versorgungslage zu, da Nahrung und Trinkwasser knapp werden.
Auf der Suche nach Wasser und Nahrung haben inzwischen Tausdende Menschen das Kathmandu-Tal verlassen, meldeten die Behörden am Dienstag.
Als eines der ersten deutschen Rettungsteams waren 52 Helfer der Duisburger Organisation I.S.A.R. Germany von Frankfurt am Main nach Nepal gestartet.
Die Spezialisten aus neun Bundesländern - darunter drei Ärzte, mehrere Pfleger und Sanitäter sowie Experten zur Ortung Verschütteter, Bergungsspezialisten und Rettungshundeführer - haben acht Tonnen Ausrüstung im Gepäck, unter anderem einen kompletten Behandlungsplatz für die intensivmedizinische Versorgung Schwerstverletzter, sowie sieben Spürhunde.
Geplant sei zunächst ein Einsatz von zehn bis 12 Tagen, sagte Simon Paker, Pressesprecher der Organisation, zur "Ärzte Zeitung". Das medizinische Team könne auch länger vor Ort bleiben.
Im Katastrophengebiet werde der Einsatz von Spezialisten der Vereinten Nationen koordiniert, die die Teams in die am stärksten betroffenen Gebiete sendeten. Wo man wann zum Einsatz komme, stehe noch nicht fest.
Ähnlicher Einsatz wie in Haiti
Ebenfalls am Sonntag ist ein medizinisches Einsatzteam der Hilfsorganisation humedica aus Kaufbeuren (Bayern) mit mehreren Ärzten, Pflegekräften und Koordinatoren nach Nepal gestartet.
Nachdem ihre Maschine den Flughafen in Kathmandu zunächst mehrere Male vergeblich angeflogen hatte, konnte sie in der Nacht von Montag auf Dienstag endlich landen, wie humedica am Dienstag mitteilte.
Inzwischen seien die Helfer im Erdbebengebiet und hätten ihre Hilfsmaßnahmen gestartet. "Wir erwarten einen ähnlichen Einsatz wie 2010 in Haiti", sagte Susanne Merkel, Leiterin des Sachgebiets Internationale Projekte und Programme bei humedica.
Bei dem schweren Erdbeben vor fünf Jahren waren dort über 300.000 Menschen ums Leben gekommen.
Am Donnerstag werde von Hamburg voraussichtlich ein zweites Team mit fünf bis sieben Einsatzkräften und zehn Tonnen Hilfsgütern auf den Weg gebracht.
Das Technische Hilfswerk aus Bonn unterstützt die internationalen Hilfsmaßnahmen mit zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Zeltplanen, Decken, Küchensets und Kanistern. Für die dringend benötigten Aufbereitungsanlagen suchte man gestern noch geeignete Standorte.
Das deutsche Medikamentenhilfswerk Action Medeor aus Tönisvorst bei Krefeld hat Medikamente zur Notfallversorgung nach Nepal geschickt, darunter Antibiotika, Schmerzmittel, Verbandsmaterial und chirurgisches Besteck.
Deutsche Bergsteiger offenbar wohlauf
Am Mount Everest sind inzwischen fast alle Bergsteiger ins Tal geflogen worden. Ob deutsche Trekkingurlauber unter den Opfern des Erdbebens sind, ist noch unklar, viele sind jedoch bereits evakuiert worden.
So hat der Münchener Reiseveranstalter Hauser Exkursionen unmittelbar nach Bekanntwerden des Bebens vier Gruppen mit insgesamt 40 Teilnehmern in Sicherheit bringen lassen.
"Eine Gruppe ist bereits wieder zurück in Deutschland, eine andere wartet in Kathmandu auf ihren Rückflug, eine dritte Gruppe ist noch in Lukla und die vierte gerade erst evakuiert worden", sagte Kundri Böhmer-Bauer, Pressesprecherin des Unternehmens, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Berichte darüber, dass Mitglieder der Exkursionen durch das Beben und die nachfolgenden Lawinen verletzt wurden, lägen ihr nicht vor. "Nach unseren derzeitigen Informationen sind alle wohlauf."
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