Hilfswerk Deutscher Zahnärzte Kariesprophylaktische Maßnahmen in Nord-Samar

#1 von carlos , 18.08.2010 20:50

Über 7 000 Inseln gehören zum Staatsgebiet der Philippinen. Die viertgrößte heißt Samar. Das strukturschwache Eiland verfügt über kein allgemein zugängliches zahnärztliches Versorgungsnetz. Die Mundhygiene ist bereits bei Kindern und Jugendlichen mangelhaft. Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) unterstützt vor Ort ein medizinisches Versorgungszentrum bei der Durchführung des Bugko Oral Health Care Programs (BOHCP).


Die Philippinen gehören nach Untersuchungen der zahnärztlichen Weltorganisation (FDI) die Mundgesundheit betreffend zu den Hochrisikogebieten. Insbesondere die vermeintlichen Segnungen der westlichen Zivilisation haben die Mundgesundheit in den letzten Jahrzehnten in Wahrheit erheblich verschlechtert: Der zunehmende Verzicht auf naturgesunde Kost kombiniert mit einem hohen Zucker- und Limonadenkonsum bei ungenügender Mundhygiene haben zu einem Anstieg der kariesbedingten Erkrankungen geführt.


Die Insel Samar ist von ausgeprägt ländlicher Struktur. Die wenigen niedergelassenen Zahnärzte praktizieren auf privater, für die Allgemeinheit nicht bezahlbarer Basis. Professionelle Unterweisungen in Mundhygiene oder zahngesunder Ernährung sind nicht


Schulung der Volunteers im Rahmen des BOHCP

vorhanden. Ernährungs- und Putzgewohnheiten werden innerhalb der Familie weitergegeben, sofern diese überhaupt praktiziert werden. In der Gemeindehauptstadt Mondragon besteht schon seit Jahren in dem Dorf Bugko, etwa 30 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Catarman, eine medizinische Basisstation. Dieses von der deutschen Krankenschwester Sabine Korth geleitete "Primary Health Care Center" befasst sich unter anderem mit der Verbesserung der Allgemeingesundheit im Rahmen prophylaktischer Maßnahmen. Beachtliche Erfolge konnten zum Beispiel mit einem Ernährungsprogramm bei unterernährten Kleinkindern erzielt werden. Unterstützt wird die Leiterin von ihrer Mitschwester Veronica und zehn freiwilligen Hilfspersonen (Volunteers), die die englische Sprache in Grundzügen beherrschen und gleichzeitig in der Lage sind, der einheimischen Bevölkerung praktische und theoretische Kenntnisse zu vermitteln. Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) unterstützt diese medizinische Einrichtung schon seit Jahren nachhaltig.


Bugko Oral Health Care Program (BOHCP)
Der sehr schlechte Mundgesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen ist einem fehlenden Mundhygieneverhalten, falschen Ess- und Trinkgewohnheiten sowie einem unzureichenden Fluoridangebot geschuldet. Mit einem relativ geringen materiellen Aufwand ist es möglich, mittels geeigneter kariesprophylaktischer Maßnahmen Verbesserungen herbeizuführen.

Die Kernpunkte des BOHCP beinhalten:

Vermittlung theoretischer und praktischer Kenntnisse über Kariesprophylaxe und verhütende Maßnahmen bei Parodontalerkankungen an freiwillige Helfer ("Volunteers") zur Weitergabe an die einheimische Bevölkerung
Unterweisung in richtiger Zahn- und Mundhygiene
Anwendung lokaler Fluoridierungsmaßnahmen bei Kariesrisikopersonen
Fluoridsupplementierung durch entsprechend angereichertes Speisesalz

Für die Volunteers wurde eine Präsentation über die Grundlagen von Karies- und Zahnfleischerkrankungen sowie deren Verhütung erstellt. Binnen einer Woche wurden die Inhalte in zwei kleinen Gruppen à fünf Personen durchgearbeitet. Parallel dazu erfolgte eine Unterweisung in den drei verschiedenen Zahnputztechniken am Modell und gegenseitig.


Konzeptionierte Schulungen
Zur besseren Kontrolle/Motivation wurde das Anfärben der Zähne mit Plaquerevelatoren demonstriert und geübt. Die Teilnehmer haben das lokale Applizieren von Fluoriden am Patienten und die Erstellung eines Mundbefunds nach dem DMF-T-Index erlernt. Zum Abschluss des Kurses wurden die Fähigkeiten und Kenntnisse überprüft und ein Zertifikat ausgestellt. Durch eine großzügige Spende des Vereins für Zahnhygiene e.V. konnten 600 Zahnbürsten und Becher sowie fluoridierte Zahnpasta ausgegeben werden. Die Volunteers wurden in der KAI-Technik geschult. Wissenschaftlich unbestritten und abgesichert tragen Fluoride zu einem erheblichen Rückgang des Problems Karies bei. Besonders bei Karies-Hochrisiko-Personen zeigt ein lokales Aufbringen von Fluoriden in Gel- oder Lackform zusätzlich zu anderen Maßnahmen einen sehr guten Erfolg. Zum Einsatz kommen importierte Lacke sowie ein preiswertes, auf den Philippinen erhältliches Fluoridgel-Schienen-System. Vorteil der Lack-Applizierung: Eine Wiederholung ist erst nach etwa drei Monaten nötig.

In Bugko existiert kein Trinkwassernetz. Die Versorgung mit Trinkwasser erfolgt in der Regel durch vor den Hütten installierte Handwasserpumpen, die praktisch mineralfreies Oberflächenwasser zu Tage bringen. Probenentnahmen und chemische Untersuchungen von fünf unterschiedlichen Entnahmestellen bestätigten die Vermutung, dass das Trinkwasser fluoridfrei ist. Werden beim Fisch (Hauptnahrungsmittel vor Ort) nicht die Gräten/Knochen mit verzehrt, ist die Fluoridaufnahme gleich Null. Fluoridtabletten werden unter anderem aus drogenprophylaktischen Gründen abgelehnt. Von den drei Hauptsupplementierungsarten Trinkwasser, Tabletten und angereichertes Speisesalz erweist sich somit nur letzteres als geeignet. Leider ist trotz zahlreicher Bemühungen auf allen Ebenen kein derartiges Salz auf den Philippinen und in den benachbarten Ländern zu erhalten, sodass zum jetzigen Zeitpunkt ein aufwendiger Import aus Deutschland erfolgen muss. Die an dem BOHCP beteiligten Haushalte erhielten als Grundversorgung kostenlos jeweils 500 Gramm fluoridiertes Salz zum Gebrauch in der Küche und am Speisetisch.


Ausblick
Die Ausstattung des Medical Care Center wie auch dessen verantwortliche Leitung in Zusammenarbeit mit den Volunteers dürften auf lange Sicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Mundgesundheit beitragen. Die laufenden Kosten halten sich in einem überschaubaren und vertretbaren Rahmen. Entscheidend wird in Zukunft die ständige Motivation und Remotivation der Bevölkerung durch die Verantwortlichen und deren Volunteers sein.

Dr. Klaus de Cassan
Öffentlichkeitsreferent HDZ
drdecassan@ziis.de

HDZ-Spendenkonto:
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
BLZ: 250 906 08
Konto-Nr.: 000 4444 000

zm 100, Nr. 8, 16.04.2010, Seite 114-115

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