FREIWILLIGES SOZIALES JAHR Hofheimerin Sophia Siegert arbeitet in einem Kinderdorf
Gemütlich vorbeitrabende Ochsen, verfaulte Zähne und spontane Küsschen von begeisterten Kindern - einen vollkommen anderen Alltag erlebt die Hofheimerin Sophia Siegert (20) im August 2011 in Peru. Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres lebt und arbeitet sie nun schon fast zehn Monate im Kinderdorf „Munaychay“ im peruanischen Hochland. Für das dortige Projekt des Vereins „Herzen für eine neue Welt“ unterrichtet Sophia die Kinder in Englisch und Sport und betreut sie nach der Schule bei den Hausaufgaben.
Von mangelnden Spanischkenntnissen bei ihrer Abreise nach dem Abitur ließ sie sich nicht aufhalten. „Mit den kleinsten Kindern aus dem Kinderdorf in Kontakt zu treten, ist mir am leichtesten gefallen, weil ich mit ihnen am besten spielen kann, ohne die Sprache gut zu beherrschen“, erklärt sie. Auch an der Schule hat sie sich schnell eingewöhnt. Nachmittags gibt sie Nachhilfe für Kinder mit Konzentrationsschwäche.
Geduld ist wichtig
Oft sei der Erfolg der Arbeit auf den ersten Blick nicht zu erkennen, berichtet Sophia. „Als die Kinder am Ende des Schuljahres im Englischtest kaum etwas von dem Gelernten wussten, war das erst ernüchternd.“
Den Sinn in ihrer Arbeit hat sie in dem Moment erkannt, als einer der schwierigeren Kinder sie spontan umarmte und einen Kuss auf die Wange drückte. „Es geht nicht zwangsläufig darum, ihnen große Kenntnisse der englischen Sprache zu vermitteln, sondern mit viel Geduld für sie da zu sein“, stellt sie fest.
Zusätzlich arbeitet Sophia beim projekteigenen Zahnarzt mit und begleitet ein Ärzteteam in die höher gelegenen Dörfer. „Dort oben kommen die meisten Patienten nur zum Zahnarzt, wenn sie starke Schmerzen haben“, erklärt Sophia. Verfaulte Zähne zu ziehen ist da an der Tagesordnung, bereite ihr jedoch keine Probleme.
Gewöhnungsbedürftig sei eher das peruanische Essen. „Bauchschmerzen bekommt man immer wieder aus unerklärlichem Grund. Um einen richtig verdorbenen Magen kam bis jetzt kein Freiwilliger herum“, sagt sie und lacht. Dass die Peruaner alles mit ein bisschen mehr Gelassenheit sehen, gefällt Sophia mittlerweile sehr. „Am Anfang hat es mich öfters Nerven gekostet, irgendwo zu warten, während scheinbar nichts passiert“, gibt sie zu. „Tranquillo“, wie man auf „Castellano“, dem peruanischen Spanisch, sagt, mache einen Großteil der Lebensweise aus.
„Inzwischen genieße ich diese Lebenshaltung, weil ich selber alles ein bisschen gelassener sehe. Sogar die freilaufenden Ochsen auf den Straßen bereiten mir nun weniger Angst.“
Zahnärztin kennt keine Grenzen Bild: privat Vier Wochen lang war Dr. Meike Büschken in Sambia als Zahnärztin unterwegs. Bild: privat Langenberg (gl) - Das Donnern der Viktoria-Fälle oder der Sambesi, der seine Wassermassen an einer atemberaubenden Landschaft vorbei ziehen lässt, Meike Büschken hat bei ihrem Aufenthalt in Afrika viel gesehen. In Erinnerung werden ihr aber vor allem die Arbeitsbedingungen bleiben, mit denen die Zahnärztin bei ihrem Hilfseinsatz zu kämpfen hatte.
Eine Zahnarztversorgung, wie sie hierzulande als selbstverständlich hingenommen wird, gibt es in Sambia nicht. Krankenhäuser mit einer zahnärztlichen Station gibt es nur eine handvoll, von einem flächendeckenden Zahnärztenetz ganz zu schweigen. „Die Regierung tut in dieser Hinsicht recht wenig“, erklärt Meike Büschken, die in der Zahnarztpraxis Theunissen tätig ist. Von daher hieß es für die 28-Jährige und ihren früheren Studienkollegen Marc Reese, für das Projekt „Zahnärzte ohne Grenzen“ nach Afrika zu fliegen und sich dort mit den Begebenheiten anzufreunden – und das Beste daraus zu machen.
Mit dem Jeep haben sich Meike Büschken und Marc Reese bei ihrem vierwöchigen Einsatz im Siavonga-Distrikt Tag für Tag aufgemacht, den Menschen vor Ort zu helfen. Mit dabei hatten sie immer ihre mobile Einsatzstation. Als tragbare Zahnarztpraxis dürfe man sich dies aber nicht vorstellen. „Im Grunde waren das nur zwei Liegestühle, Desinfektionsmittel, Anästhetika, Zange und Hebel“, sagt Meike Büschken. Mehr Material hätten sie allerdings auch nicht gebraucht, wie die Zahnärztin erläutert: „Zu 99 Prozent haben wir schmerzende Zähne gezogen. Zur Kontrolle kam natürlich niemand.“
Mit Scheu der Einheimischen vor den fremden Weißen oder Angst vor dem Zahnarzt wurden die ehrenamtlichen Mediziner bei ihrem Hilfseinsatz nicht konfrontiert. Ganz im Gegenteil. „Manchmal haben die Menschen tagelange Gewaltmärsche mit Kind und Kegel inkauf genommen, um sich von uns behandeln zu lassen. Wenn wir dann nach stundenlanger Fahrt mit dem Jeep über Sandpisten im Dorf angekommen sind, haben dort schon 50 Leute auf uns gewartet und uns freudig begrüßt“, erinnert sich die gebürtige Hammerin.
Es seien vorwiegend Erwachsene gewesen, die sich mit schmerzenden Zähnen manchmal regelrecht zur Dorf-Krankenstation geschleppt hätten. „Die Kinder hatten erstaunlich gute Zähne“, sagt die junge Ärztin. Bei ihnen habe sie nur selten zu Zange und Hebel greifen müssen. „Weil es im Busch keine Cola, Fanta oder Süßigkeiten gibt“, ist sich die in Langenberg tätige Medizinerin sicher.
Glatt lief bei Meike Büschkens Hilfseinsatz im sambischen Siavonga-Distrikt aber nicht alles. Mal sei der Generator für Strom ausgefallen, mal habe das Team Betäubungsspritzen zur Sterilisation über offenem Feuer abkochen müssen und machmal sei der Ansturm auf die Zahnärzte einfach zu groß gewesen. So habe die blonde Zahnärztin in einem Dorf, nachdem sämtliche Betäubungsspritzen gesetzt und kein weiteres Anästhetikum mehr vorhanden war, einer Frau mehrere Zähne ohne Schmerzlinderung ziehen müssen. „Die Frau war mit zwei Kindern zwei Tage lang zu uns marschiert und wollte daher auch nicht ohne Behandlung zurück in ihr Dorf“, erläutert Meike Büschken. Ohne mit der Wimper zu Zucken habe die Frau die Prozedur über sich ergehen lassen.
Regelrecht traumatisiert worden sei die in Langenberg tätige Zahnärztin von mehreren Erlebnissen mit Kindern. Grund dafür waren Kommunikationsschwierigkeiten. Da Meike Büschken natürlich kein Tonga – die Sprache der Einheimischen – spricht, und viele Kinder nur sehr schlecht mit der englischen Sprache zurechtkämen, sei es mitunter nicht leicht gewesen, schmerzhaftes Zähneziehen oder das Spritzensetzen zu erklären. Viele Kinder hätten beim Anblick der großen Betäubungsspritze wild um sich geschlagen. In einem Land mit hoher HIV-Rate für die behandelnden Ärzte keine ungefährliche Angelegenheit, wie die junge Medizinerin sagt.
Trotz aller Schwierigkeiten bereue sie ihren Einsatz auf dem schwarzen Kontinent in keiner Minute. „Ich würde es jederzeit wieder so machen“, sagt Meike Büschken wieder Zuhause. Sie sei sich aber im Klaren, dass sie und ihre Mitstreiter nicht allen Menschen im fernen Sisvonga-Distrikt helfen können. „Zu wissen, dass überhaupt Hilfe ankommt, fühlt sich aber schon gut an“, sagt die 28-Jährige.
Zahnarzt Hubert Kienle und Tochter Katharina überzeugten sich vor Ort in Nepal vom Baufortschritt Bad Wörishofen Bereits zum zweiten Male nach 2011 reisten Zahnarzt Hubert Kienle und Tochter Katharina für einige Wochen ins ferne Nepal, um dort Entwicklungshilfe in Sachen Zahnmedizin zu leisten. Wichtig war dieses Mal jedoch auch der Besuch des Waisendorfes in Dhading, etwa 60 Kilometer westlich der Hauptstadt Katmandu, das im Zusammenwirken vieler Spender unter anderem der Gemeinschaftspraxis Dr. Kienle/Amberger, sowie dem Kneippstädter Rotary Club dort entsteht und noch im Herbst dieses Jahres eröffnet werden soll.
Zunächst aber kamen Hubert und Katharina Kienle wieder in das sieben bis acht Stunden von Katmandu entfernte Hospital in Mantali, wo sie schon im vergangenen Jahr Hilfe leisteten und auch dieses Jahr wieder zweieinhalb Wochen die Landbevölkerung zahnmedizinisch versorgten.
Erneut hatten sie rund 30 Kilogramm an Medikamenten und Instrumenten mit dabei und zusätzlich eine neue zahnärztliche Behandlungseinheit mit Absauganlage, Kompressor und Schränken, die durch die Praxis Kienle/Amberger gespendet wurden. So konnte die „Dental Station“ renoviert und modernisiert werden. Wo bisher den ganzen Tag nur mit einem Bohrer für alle Patienten und Behandlungen gearbeitet wurde, kann jetzt über wesentlich besseres Material verfügt werden. Besonders wichtig war jedoch die Schulung der dortigen Dental-Hygienikerin, die jetzt sogar kleine chirurgische Eingriffe durchführen kann.
Rotary unterstützt das Projekt maßgeblich
In Dhading steht inzwischen ein komplettes Waisendorf mit sechs Häusern für jeweils 15 Kinder, einschließlich eines Studienhauses mit Gemeinschaftsräumen, nun kurz vor der Fertigstellung. Es befindet sich in einer schönen Lage und ist in massiver Bauweise erstellt. Möglich wurde dies nur durch maßgebliche Unterstützung mehrerer Stellen, die hauptsächlich für die Einrichtung sorgten. Mit einem hohen Betrag von 15000 Euro unterstützte Rotary Bad Wörishofen das Projekt, und Rotary International erhöhte die Spende auf 36000 Euro durch ein sogenanntes Matching Grant Projekt. Durch ein Matching Grant werden nur Projekte gefördert, die von Rotary Clubs angestoßen und vor Ort bis zur Fertigstellung begleitet werden. Die umfangreiche Koordination und Abstimmung der zu fördernden Gegenstände durch den hiesigen Rotary Club hatte Günther Glück übernommen. Dadurch, dass hier absolutes Ehrenamt geleistet wird, kommen die Spenden ohne Abzüge bei den Empfängern an. Als weitere große Hilfe flossen aber auch noch 28 000 Euro zur Finanzierung des „Study Center“ in das Waisendorf, die durch Altgoldspenden der Patienten der Praxis Kienle/Amberger, sowie durch vielfältige Spenden von Freunden und Bekannten, zum Beispiel bei Geburtstagsfeiern (Spenden statt Geschenken), generiert werden konnten.
Vor Ort überzeugten sich Hubert und Katharina Kienle nun vom Baufortschritt und waren sehr angetan von dem, was geleistet wurde. In Dhading trägt der Rotary Club von Patan die Verantwortung, was auch eine Bedingung des internationalen Matching Grant Fonds ist, um ein Projekt zu unterstützen. Außerdem sind die österreichische Ärztin Dr. Olga Lasota als Leiterin und Dr. Roswitha Schröther als Mitbegründerin des nepalesischen Vereins Children´s Future Organization sehr engagiert. Betreut werden in dem Waisenhaus somit einmal 90 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren.
Benefizkonzert in Zedernsaal im Juli geplant
Zur weiteren Förderung veranstaltet der hiesige Rotary Club am 14. Juli im Zedernsaal in Kirchheim ein Benefizkonzert mit nepalesischem Ambiente mit der Sopranistin Yvonne Madrid zugunsten des Dorfes.
Angedacht ist außerdem, dass eventuell Mitglieder des Rotary Clubs und Förderer des Projekts zur Einweihung nach Nepal reisen.
Spenden sind möglich: Rotary Hilfswerk, Stichwort Nepalhilfe, Kontonummer 1001242021 bei der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim.